Tja, das Havelland … aus Wandersicht eher ein ‘Sorgenkind’ innerhalb Brandenburgs, betrachtet man tatsächlich nicht wie nach Fontanes Interpretation nur die mehr oder weniger unmittelbare Landschaft um den wichtigsten Binnenfluss des Bundeslandes von Berlin bis zur ‘Wiege der Mark’, sondern erweitert den Fokus auf den zeitgenössischen Nachwende-Landkreis dieses Namens. Ich jedenfalls war vorab sehr gespannt auf die inhaltliche und regionale Vielfalt der im Buch ausgesuchten Strecken.
Zunächst einmal gilt es zu bedenken, dass die deutschlandweite Reihe ‘Wandern für die Seele’ sich eher auf kurze Routen im Bereich ausgedehnter Spaziergänge und kurzer Wanderungen konzentriert, bei denen eine Einkehrmöglichkeit und die individuelle Anreise wichtig sind, wodurch etwa nur klassische Rundtouren selektiert werden.
Unter diesem Aspekt gelingt es Detlef Hüttemann, 20 Wanderstrecken zu präsentieren, die sich zwar grob an der Lage der Havel orientieren, sich aber großräumig drumherum verteilen und so ein breites Spektrum an unterschiedlichen Regionen beinhalten.
Dabei überraschte mich der Autor mit diversen Empfehlungen speziell im vermeintlichen Radfahrer- und Wassersportlerrevier am Rand des Kernhavellands, die mein Interesse weckten. Dazu gehören etwa die Seen bei Lochow, einige um den Beetzsee verteilte interessante Orte sowie Runden bei Stölln und ums Marzahner Fenn. Ebenfalls das Milower Land mit seinen ‘Gipfeln’ findet hier Beachtung.
Auch aus dem benachbarten Potsdam-Mittelmark schaffen es die eher typischen Vertreter wie die Uferwege der Potsdamer Seenlandschaft, die beliebte Durchquerung der ‘Glindower Alpen’ und außerdem eine Seen-Runde ums ehrwürdige Kloster Lehnin in die Sammlung. Aus dem Landkreis Oberhavel gesellt sich der schöne Weg am Schwantener Mühlensee dazu.
Die Touren sind wie in der Reihe üblich in die fünf Kategorien Auszeiten, Weitblicke, Genuss, Entschleunigung und Erfrischung eingeteilt. Dabei geraten die textlichen Beschreibungen sehr ausführlich, wirken äußerst plastisch und erzeugen eine atmosphärische Dichte, wie ich sie selten in einem Wanderführer erlebt habe.
Übersichtliche Kartenabbildungen, kleine Infoboxen, außergewöhnlich gute (Detail-)Fotos und Steckbriefe zu den Wanderwegen runden die Darbietungen der Streckenempfehlungen ab. Natürlich stehen wie immer heutzutage die GPX-Dateien der Touren auch auf der Website des Verlags zur Planung und Navigation zur Verfügung.
Unterm Strich ein rundum gelungenes Werk, von dem ich mir persönlich aber vielleicht doch gewünscht hätte, dass es zumindest eine zündende und praktikable Idee im ‘Bermudadreieck des Wanderns’ zwischen Wustermark, Rathenow und Friesack enthalten würde.
Auch so kommen Wanderinteressierte, die einmal etwas exotischere und einsamere Gegenden auf kürzeren Strecken im westlichen Brandenburg erkunden möchten oder neue Anregungen suchen, ganz sicher mit dem Buch auf ihre Kosten.
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