… die dritte von voraussichtlich fünf Etappen meines Neiße-Wanderprojekts habe ich heute absolviert, nicht die logisch folgende, sondern wegen des besseren Timings und der kürzeren Strecke erst einmal den noch verbleibenden Mittelteil in Brandenburg bis zur sächsischen Grenze. Es war eine Tour, die ich bis auf die letzten Kilometer von Süden nach Forst hinein bisher noch nicht kannte und entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung.
Zunächst überraschte mich das Geländeprofil am Start in Zelz mit seiner hügeligen ‘Terrasse’ im eher engen Neißetal, das sich dann immer mehr weitete im Verlauf der Tour. Naturbelassene Wanderabschnitte ergaben sich hier und da, allerdings keine wirklich langen. Somit nutze ich überwiegend den schmalen Asphaltstreifen des Radwegs auf der Deichkrone, der sich meistens aber mehr oder weniger elegant durch die Landschaft schlängelt. Etwas monoton wurde es auf dem Weg zum Wasserkraftwerk Elektrownia Wodna Zasieki, dort wirkt die Neiße sehr kanalisiert und ‘immobil’, im Prinzip ist sie in dem Bereich eher ein aufgestauter, sehr langer See.
Das historische Kraftwerk ebenso wie das kleinere Exemplar gegenüber von Zelz sind echte ‘Hingucker’ und erstaunt war ich darüber, dass man sie in Polen trotz ihres museal wirkenden Äußeren immer noch zur Stromerzeugung nutzt.
Speziell direkt nach dem Stau der Neiße am Wasserkraftwerk Elektrownia Wodna Zasieki wirkt sie dann wieder wie ein vollkommen natürlicher Fluss mit starker Strömung, flankiert von großen Sandbänken. Kurz danach ist gleich wieder Schluss mit dieser Charakteristik und es handelt sich erneut um ein eher träge dahinfließendes Gewässer, auf dem sich bezeichnenderweise gerade in dem Augenblick ein Paddler scheinbar mühelos gegen die Strömungsrichtung flussaufwärts bewegte.
Die Stadt Forst ist für mich immer ein Erlebnis, nicht wegen des ‘Ostdeutschen Rosengartens’ sondern wegen des Stadtbilds, das sich irgendwo zwischen krassem Verfall, kontinuierlichem Stillstand und zögerlichem Aufbruch bewegt. Der ‘Seufzersteg’ als Sinnbild der immer noch sichtbaren Narben des Zweiten Weltkriegs und die jedesmal ein wenig mehr kurz vor dem Zusammenbruch befindliche ehemals wohl wunderschöne Fabrikantenvilla Noack-Bergami als Zeichen des Niedergangs der Tuchmacherindustrie des ‘deutschen Manchester’ werden für mich immer wieder morbide Gründe sein, die eher abgelegene Stadt zu besuchen.
Lange dauern wird es wahrscheinlich nicht, schließlich steht ja als Nächstes eine weitere Etappe mit Start oder Ziel in Forst an …
Insgesamt eine unerwartet schöne Etappe, die aber definitiv mit der vorherigen (Groß Gastrose — Coschen) nicht mithalten kann.
Hier meine Neiße-Collection:
https://www.komoot.com/de-de/collection/3334725
————
Infos und Tourbeschreibung:
Diese Etappe startet an der Bushaltestelle in Zelz, zunächst geht es durch den kleinen Ortskern hinab zur Neißebrücke. Dem asphaltierten schmalen Radweg wird gut zwei Kilometer weit gefolgt nach Norden, dann ist zum ersten Mal die Nutzung eines Wiesenweges in den Auen zur Umgehung des Dorfes Bahren möglich, alternativ und bequemer bietet sich der Naturdeich etwas weiter landeinwärts an. Es folgen weitere drei Kilometer auf der asphaltierten Deichkrone, an der Autobahnbrücke der A18 kann gegenüber dem Radweg die Umfahrung abgekürzt werden direkt an der Neiße.
Nun folgt ein sehr langer Radwegabschnitt, die Orte Klein Bademeusel und Groß Bademeusel sowie das Kraftwerk Elektrownia Wodna Zasieki passierend, bis sich auf Höhe von Keune wieder die Nutzung eines Wiesenwegs direkt am Flusslauf ergibt. Der Ostdeutsche Rosengarten am südlichen Rand von Forst wird erreicht und der Duftgarten außen umgangen, dann das Gelände am westlichen Eingang am Mühlgraben betreten. Über die Kastanienallee geht es durch den Park zum Ausgang am Kegeldamm, nach einmal führt der Weg anschließend hinab in die Wiesen und die monumentale rostige Bahnbrücke wird unterquert. Dem Radweg wird durch die Neißeaue gefolgt bis zum ‘Seufzersteg’ und über die Treppe geht es wieder hinauf zum Kegeldamm. Auf der Sorauer Straße wird das Stadtgebiet durchquert, nach Kreuzung der Berliner Straße ist abschließend das Ziel am Bahnhof Forst erreicht.
Hinterlasse einen Kommentar