… vor drei Tagen hatte ich gespannt dem Online-Vor­trag von Tho­mas Kargl vom Mar­ke­ting der KOM­PASS-Kar­ten GmbH ent­ge­gen­ge­fie­bert zum Thema ‘Wan­der­kar­ten einer neuen Gene­ra­tion’ im Rah­men des ‘The­men­ge­flüs­ters’ vom Deut­schen Wan­der­ver­band. Umso ernüch­ter­ter war ich — neben eini­gen ande­ren Teil­neh­mern — am Ende dar­über, dass im Prin­zip neben übli­chen inhalt­li­chen Aktua­li­sie­run­gen nur mar­gi­nale Ver­bes­se­run­gen im Sinne der Pro­dukt­prä­sen­ta­tion und der kar­to­gra­fi­schen Info­gra­fik-Opti­mie­rung beim ‘Relaunch’ stattfinden.

Auf das Thema der hap­ti­schen, ana­lo­gen Kar­ten und ihren Sinn und Wert im Jahr 2025 will ich aber an der Stelle gar nicht ein­ge­hen son­dern habe mich heute bei der klei­nen Tour mit der KOM­PASS-App beschäf­tigt, da ich zum Aus­pro­bie­ren für einige Zeit die PRO-Ver­sion zur Ver­fü­gung habe. Übli­cher­weise bekommt man mit jeder gekauf­ten Falt­karte einen Code, mit dem man jeweils den betref­fen­den Bereich in der App zur Detail­an­zeige frei­ge­schal­tet bekommt.

Zunächst hinkt der Ver­gleich mit komoot natür­lich sehr, da man bei KOMPASS zwar selbst neben fer­ti­gen, redak­tio­nell erstell­ten Tou­ren­vor­schlä­gen eigene Stre­cken (inkl. pas­sen­dem Rou­ting je nach Fort­be­we­gungs­art) pla­nen kann, eine Turn-by-Turn-Navi­ga­tion ist aber bei KOMPASS nicht mög­lich, man sieht nur den eige­nen Stand­ort auf der digi­ta­len Karte mitwandern.

Was die Karte selbst betrifft, war ich trotz der vor­bild­li­chen visu­el­len Dar­stel­lung ansons­ten schnell ent­täuscht: es fehl­ten sehr viele nicht-mar­kierte Wege und Pfade, die vor Ort exis­tie­ren und bei komoot (OSM) kor­rekt ange­zeigt wer­den. Dafür gibt es wie­derum im KOM­PASS-Kar­ten­ma­te­rial Wege, die vor Ort gar nicht exis­tie­ren oder in natura etwas abwei­chend ver­lau­fen. Glück­li­cher­weise lässt sich KOMPASS auch von der nati­ven Karte auf OSM umstellen … 

Nach mei­nem kur­zen Test würde ich sagen: wer sich aus­schließ­lich auf mar­kier­ten Wan­der­we­gen (die Anzahl die­ser geht weit über das ‘Com­mu­nity-Reper­toire’ bei OSM hin­aus!!!) bewe­gen möchte und sich nicht von der erzwun­ge­nen Reduk­tion auf das Wesent­li­che irri­tie­ren lässt, ist bei KOMPASS gut auf­ge­ho­ben. ‘Free­sty­ler’ soll­ten dage­gen defi­ni­tiv auf ein stan­dard­mä­ßig OSM-basier­tes Sys­tem zurück­grei­fen. Noch bes­ser: im Detail in den OSM-Quell­da­ten selbst nach­schauen, ich weise zum wie­der­hol­ten Mal auf die manch­mal gar nicht so auf­ge­ge­be­nen, aber meist aus­ge­fil­ter­ten ‘abandoned:highways’ hin … 

Sind diese indi­vi­du­el­len, pro­prie­tä­ren Lösun­gen wie bei KOMPASS also ‘Schnee von ges­tern’ (das Pla­kat tauchte tat­säch­lich am Ende der Tour an einer Bus­hal­te­stelle auf)? Ich per­sön­lich bin froh über Viel­falt in jeder Hin­sicht und so auch in der Kar­to­gra­phie, denke aber, dass OSM mit dem offe­nen, nicht-kom­mer­zi­el­len und com­mu­nity-basier­ten Ansatz längst das Ren­nen gewon­nen hat.