In diesem Monat möchte ich mal wieder einen älteren Wanderführer in Buchform vorstellen, in diesem Fall den von Johannes C. Prittwitz aus dem Jahr 1991, erschienen im Stapp-Verlag, den es inzwischen schon lange nicht mehr gibt. Das Besondere bei diesem Buch: der Autor stellte bereits vor der Wende seine Touren in West-Berliner Volkshochschulen vor und absolvierte dann mit seinen Hörern – ganz ähnlich wie Manfred Reschke – die brandenburgischen Wanderungen mit touristischem Tagesvisum in der damals noch existierenden DDR.
Aus den Aufzeichnungen entstand das vorliegende Werk, in dem immer noch als Referenzen für die Nutzung der Bahnanbindungen ‘in den Osten’ Kontrollpunkte wie der am Bahnhof Friedrichstraße angegeben sind. Schaut man sich die Tourenzusammenstellung an, fallen sofort einige entfernte ‘Exoten’ auf, bei denen es sicher nicht leicht war, sie innerhalb eines Tages inklusive der umständlichen Hin- und Rückfahrten zu absolvieren.
Bezüglich der regionalen Einteilung bedient sich Prittwitz klassisch bei der von Fontane, teilt also in Havelland, Spreeland, Oderland und die Grafschaft Ruppin ein. Hinzu kommen der Fläming und die Uckermark mit einigen Empfehlungen.
Zu den eher sehr ungewöhnlichen Vorschlägen gehört mit Sicherheit die Wanderung von Jamlitz nach Lieberose, allerdings war diese auch um die Zeit der Wende noch an Start und Ziel mit der Bahn zugänglich. Selbiges trifft auf einige andere Tourenempfehlungen zu, die früher noch über eine stetige Bahnanbindung verfügten und in heutiger Zeit eher nur gelegentlich mit Bussen erreichbar sind, wie etwa im Odervorland nördlich von Frankfurt.
Interessant ist, dass auch zu jener Zeit bereits die heute bestens beworbene Strecke des Kunstwanderwegs in der Nordroute zwischen Bad Belzig und Wiesenburg im Wanderfokus präsent war.
Der Schwerpunkt des Buches liegt deutlich auf dem ‘Havelland’, das sich im Geist von Fontane westlich bis nach Rhinow und östlich bis zum Kloster Chorin ausdehnt. Damals wie heute gehören Lieblingsstrecken verteilt auf das Biesenthaler Becken, die erweiterte Potsdamer Seenlandschaft und auch das Briesetal zum Kerninventar. Neben erwartbaren Touren in der Märkischen Schweiz und in den Rauener Bergen erstaunen Wandervorschläge bei Kremmen, Neuzelle und am Beetzsee.
Die Routenverläufe sind eher oberflächlich beschrieben und es ist jeweils nur eine grobe Skizze der Streckenführung abgebildet. Recht detaillierte historische Informationen gibt es zu den durchwanderten Ortschaften und zur jeweiligen Umgebung, eher düster wirkende und teils nicht wirklich attraktiv erscheinende Schwarz-Weiß-Fotos runden die Aufmachung ab.
Insgesamt ein spannendes Zeitzeugnis, das aus meiner Sicht nicht als konkrete Wandervorlage dienen kann, aber den ‘Entdeckergeist’ im Wanderkontext der Wendezeit gut wiedergibt und sicherlich einige schöne Impulse für Neu- und Wiederentdeckungen bietet.
Das Buch ist regulär natürlich nicht mehr erhältlich, lässt sich aber im Neuzustand bzw. im guten Gebrauchtzustand über die üblichen Online-Antiquariate zum fairen Preis beziehen.
Einige andere interessante Bücher zum Thema Wandern in Brandenburg aus dem Stapp-Verlag sind dagegen noch neu bei Brandenburg Buch online oder im zugehörigen Ladengeschäft in Neuenhagen für kleines Geld zu bekommen.
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