Der Ber­li­ner Pha­rus Ver­lag ist seit jeher bekannt für seine hoch­auf­ge­lös­ten Stadt­pläne, die bereits vor über hun­dert Jah­ren für sämt­li­che deut­sche Groß­städte ver­füg­bar waren. Seit lan­ger Zeit trifft man auf die groß­for­ma­ti­gen Pläne eben­falls auf­ge­bracht auf Tafeln an den Zugän­gen zu allen Ber­li­ner Fors­ten, wo sie Wald­be­su­chern eine ver­läss­li­che Ori­en­tie­rung im Detail geben sol­len. Weni­ger bekannt ist sicher­lich, dass auch einige beschrei­bende Wan­der­füh­rer im Ver­lag in der Kate­go­rie ‘Pha­rus-Plan Spe­zial’ ver­füg­bar sind.

So bin ich auf das Buch von Andreas Jüt­te­mann von 2022 gesto­ßen, das sich mit dem Ver­lauf des Fern­wan­der­wegs E11 zwi­schen Ber­lin-Wann­see und dem Nord­harz (mit abschlie­ßen­dem Exkurs zum Bro­cken­gip­fel) beschäf­tigt. Was mir sofort auf­fiel war, dass der Autor seine eigene Auf­fas­sung einer mar­kie­rungs­treuen Wan­de­rung hat. So wird im Raum Pots­dam der Ver­lauf des E10 mit dem des E11 wild gemixt und Alter­na­tiv­rou­ten wer­den selbst da ange­bo­ten, wo aus mei­ner Sicht bezüg­lich Begeh­bar­keit und Attrak­ti­vi­tät kein wirk­li­cher Bedarf besteht. Etwa den Kunst­wan­der­weg zwi­schen Bad Bel­zig und Wie­sen­burg kom­plett ein­zu­flech­ten mag eine Mög­lich­keit sein, hat aber dann nichts mehr mit dem Abwan­dern des zugrun­de­lie­gen­den Fern­wan­der­wegs zu tun.

Schlim­mer noch: Andreas Jüt­te­mann emp­fiehlt an vie­len Stel­len, die ihm nicht so ganz zusa­gen, ein­fach ein Über­sprin­gen gan­zer Etap­pen! Das von sehr vie­len Wan­de­rern prak­ti­zierte Prin­zip der ‘Con­nec­ting Steps’ geht glaube ich anders …

Nüch­tern betrach­tet eig­net sich das Buch so gese­hen nur für Inter­es­sen­ten, die die Stre­cke exakt nach der eigen­sin­ni­gen Vor­gabe des Autors absol­vie­ren möch­ten, inklu­sive der Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten in Hotels, Pen­sio­nen und Gast­hö­fen, die sich teil­weise weit abseits des Weges befinden.

Was die Beschrei­bun­gen von Natur und Kul­tur ent­lang der Route betrifft, kann man eigent­lich nicht meckern. Es gibt immer wie­der Infor­ma­ti­ons­häpp­chen zu Geo­lo­gie und His­to­rie, das Werk ist reich­hal­tig bebil­dert und die ganz­sei­ti­gen Kar­ten­aus­schnitte ver­mit­teln einen gro­ben ers­ten Ein­druck zur Ori­en­tie­rung. Was in dem Fall aller­dings ganz schwach ist und ein tota­les ‘No-Go’ in der Gegen­wart: es gibt kei­ner­lei digi­tale Navi­ga­ti­ons­hilfe, etwa als GPX-Down­load oder Online-Kartenverlinkung.

Spe­zi­ell bei einer Gesamt­stre­cke, die vom Autor hoch­gra­dig modi­fi­ziert und nicht sehr detail­ge­nau text­lich beschrie­ben wird, ist somit kein siche­res und ent­spann­tes Nach­wan­dern mög­lich. Alleine aus die­sem Grund kann ich für das Buch keine Emp­feh­lung aussprechen.

Mein Alter­na­tiv-Tipp: ‘Tages­tou­ren Bran­den­burg’ von Man­fred Reschke und Andreas Stern­feldt aus dem Tre­scher Ver­lag [hier von mir rezen­siert]. Dort endet die beschrie­bene Stre­cken­füh­rung des E11 zwar süd­west­lich in Des­sau, dafür geht es in der ande­ren Rich­tung von Ber­lin im wei­ten Bogen bis hin zur Oder. Außer­dem gibt es in jenem Buch einen tat­säch­li­chen ‘roten Faden’ und es ent­hält umfas­send alle Detail­in­for­ma­tio­nen, die für das lücken­lose und erfolg­rei­che Absol­vie­ren der Ori­gi­nal-Wan­der­etap­pen nötig sind.