… eine weitere Heideblüte-Tour heute, in dem Fall fiel meine Wahl auf die Kyritz-Ruppiner Heide, die ich bisher nur als wenig attraktive braune, teils frisch abgeflammte Fläche im Frühjahr kannte. Diesmal sollte es bewusst eine Wanderung werden quasi ohne Ablenkung auf kompletter Länge durch das ehemalige ‘Bombodrom’ und mit primärem Fokus auf der Heideblüte. Ein weiteres Highlight ergab sich allerdings dadurch, dass zwischen dem Dorf Pfalzheim und der Heide nun ganz frisch eine ‘Allee der Freien Heide’ existiert, entlang derer seit Anfang Juni acht restaurierte ‘Friedensstelen’ versammelt wurden, die sich vorher verstreut in den umliegenden Dörfern befanden.
Ganz kurz zur Historie: die Bundeswehr wollte nach Abzug der sowjetischen Streitkräfte Anfang der 1990er Jahre das Areal auch weiterhin als Übungsgebiet für Tiefflug-Bombenabwürfe mit Militärjets nutzen. Nach viel Gegenwehr durch Bürgerinitiativen und eben auch zahlreiche Friedensmärsche rund um das Gelände lenkte die Bundeswehr vor 15 Jahren ein und verwarf die Pläne. Inzwischen betreibt die Sielmann-Stiftung einen kleinen Teil der Heide als erlebbare Naturlandschaft, die auf einem etwa zehn Kilometer langen Korridor auf dem ausgewiesenen Wanderweg betreten werden darf. Der größte Teil des Bombodroms ist allerdings immer noch kampfmittelbelastet und wird das sicher noch viele Generationen lang bleiben.
Klar, die Blüte auf breiter Fläche war der absolute Hingucker heute, obwohl sicher noch in den nächsten Tagen und Wochen etwas mehr Farbtupfer dazukommen. Was mir diesmal wieder auffiel: der Teil zwischen dem Zugang in Neuglienicke und dem Aussichtsturm (ca. vier Kilometer lang) ist wunderbar, hier sollte man auf jeden Fall den Weg mitten durch die Heide und nicht den am Rand wählen. Danach flaut die Atmosphäre aber bereits stark ab, das bestehende Sperrgebiet engt den Korridor stark ein und auch die breite Brandschneise neben dem dort oft sehr sandigen Weg mindert die Attraktivität.
Toll auf jeden Fall auch die geräumigen und schattenspendenden Schutzhütten mit ihren individuellen Vogelbezeichnungen wie ‘Steinschmätzer’, ‘Ziegenmelker’ und ‘Neuntöter’ sowie die perfekte Beschilderung vor Ort. Zusammen mit dem Exkurs zur ‘Allee der Freien Heide’ eine wirklich empfehlenswerte Tour speziell zur Blüte der Heide, auch wenn insgesamt die Landschaft im Mittelteil doch irgendwann langweilig und monoton wird.
Meinen Prolog zum ‘Tor der Heide’ von Gühlen-Glienicke aus fand ich in der Form sehr gut passend, den Abschluss über etwa sechs Kilometer meist an den Waldrändern außerhalb des Sperrgebiets entlang ebenso. Jetzt der kleine Haken kurz vor dem Ende: bei der von mir gewählten Route musste ich nur sehr kurz (300 Meter) die viel befahrene Landstraße vor Fretzdorf nutzen, kreuzte aber dafür die Bahntrasse auf einem Trampelpfad und folgte den Schienen am Damm sehr nahe bis zum Bahnhof. In meinem Fall konnte ich auf der eingleisigen Strecke den Gegenzug passieren lassen und dann entspannt über die Dossebrücke zum Bahnhof gehen. Hier sollte man in jedem Fall ein Auge auf den Fahrplan des RE6 haben, um kein Risiko einzugehen …
Den Titel ‘Bombige Blüte’ habe ich mir von Dr. Wolfgang Pagel entliehen, der seine Gruppenwanderung für Rotation durch die Heide am kommenden Samstag (17.08.) so benannt hat.
Hier noch die korrigierte Planung fürs bestmögliche und problemlose Nachwandern, Wolfgang gab mir gerade den entscheidenden Tipp, um die Bahntrasse zu meiden: https://www.komoot.com/tour/1782491368
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Infos und Tourbeschreibung:
Diese Tour beginnt an der Bushaltestelle mitten im Dorf Gühlen-Glienicke, hier wird in den Birkenweg abgezweigt und dem sich am Ortsausgang anschließenden Waldweg gefolgt bis zur kleinen Siedlung Neuglienicke. Diese wird außen passiert, dann dem teilweise gepflasterten Gadower Damm und anschließend dem Wegweiser gefolgt zum Eingang der Kyritz-Ruppiner Heide. Nun führt der Weg etwa vier Kilometer mitten durch die offene Fläche der Heidelandschaft bis zum Aussichtsturm auf dem Sielmannhügel, danach in einem kleinen Abstecher auf dem ‘Grenzweg’ und der ‘Allee der Freien Heide’ bis zum Besucherparkplatz.
Zurück zur Heide geht es auf einem nicht im Kartenmaterial verzeichneten Querweg, es schließen sich noch einmal drei Kilometer an entlang des Heidekorridors, nun aber deutlich sandiger und schneisenartiger. Nach der Ziegenmelker-Hütte wird abgezweigt durch den Wald zum Ausgang des Areals, jetzt führt der Weg vier Kilometer immer an den Waldrändern direkt an der Grenze des Sperrgebiets entlang zur Landstraße. Dieser wird etwa dreihundert Meter weit gefolgt, dann geht es hinab durch die Wiesen zur Bahntrasse.
Nach deren ‘wilder’ Überquerung auf dem Trampelpfad wird den Gleisen gefolgt über die Dosse-Brücke hinweg und zum Bahnhof Fretzdorf, an dem die Tour endet (Anmerkung: um die Bahntrasse zu meiden, sollte besser der Bogen im Wald über den Schmiedeweg östlich der Landstraße mit der Durchquerung von Fretzdorf genutzt werden, siehe die verlinkte Planung.)
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