… schon seit Jahren hatte ich vor, einmal komplett den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal (ehemals: Hohenzollernkanal) von der Mündung in den Ausläufer des Tegeler Sees bis hin zum Humboldthafen am heutigen Hauptbahnhof gewässernah zu bewandern, möglichst in der ‘historischen’ Variante, also inklusive des geschwungenen Originalverlaufs bei Haselhorst. Das bedeutete auch, den abenteuerlichen Pfad parallel zum Saatwinkler Damm zu nutzen, dazu später mehr …
Der Kanalbau Mitte des 19. Jahrhunderts geht wie so viele Projekte des groß angelegten Landschaftsumbaus zu der Zeit in der Region auf Peter Josef Lenné zurück. Die Abkürzung zwischen der innerstädtischen Spree und der Havel in Richtung Oder-Havel-Kanal und damit nach Stettin und zur Ostsee für das Befahren mit großen Schiffen wurde aber erst mit dem Ausbau beider Kanäle Anfang des 20. Jahrhunderts relevant.
Lenné hatte von Anfang an vor, Promenadenwege entlang des Kanals zu etablieren, was allerdings aufgrund von Geldmangel nach seinen Plänen nicht realisiert wurde. Inwiefern eine attraktive Begehbarkeit heute gegeben ist, davon wollte ich mich bei dieser Tour überzeugen …
Erstaunt hat mich zunächst das komplett neu entstandene Wohnquartier am Haveleck auf dem Areal des früheren großflächigen Westberliner Tanklagers. Es wirkt sehr modern, am Ende aber ebenso uncharismatisch und gesichtslos wie die neu entstandene Europacity am anderen Ende des Kanals. Der Uferweg um die havelseitige Mündung herum bis zumindest zur Mäckeritzbrücke ist wunderbar und der Kanal erscheint unerwartet naturbelassen, auch wenn man ab der Gartenfelder Brücke bereits den etwas wilden Pfad direkt am Ufer teilweise suchen muss.
Danach wird es schwierig, parallel zum Volkspark Jungfernheide kämpft man sich durch und ab der Autobahnbrücke der A111 habe ich es tatsächlich aufgegeben, den direkten, oft leicht zugewachsenen oder gar nicht mehr erkennbaren Uferweg zu suchen und stattdessen den Fußweg neben der vielbefahrenen Straße genutzt. In diesem Bereich ist dann auch Müll ein großes Thema, der wohl einfach über die Böschung gekippt wird in der zu bestimmten Zeiten sicher extrem einsamen und kaum bewohnten Gegend. Ein weiteres Problem ist insofern der urbanen Berliner Situation geschuldet, dass sich speziell in dieser Ecke bis hin zum Westhafen zahlreiche Obdachlosenbaracken und Zeltbehausungen direkt am Ufer des Kanals befinden. Hier fühle ich mich immer wieder vom Milieu und der Umgebung her an den sehenswerten Film ‘Die große Flatter’ erinnert, der überwiegend genau dort in Charlottenburg-Nord verortet ist und gedreht wurde (erste große Rolle von Richy Müller):
Ab dem Westhafen ist die Tour natürlich ein bekannter Berliner Klassiker und folgt der Straße ‘Nordufer’ im Wedding auf dem schmalen Uferpfad zum Nordhafen, dann geht es auf dem Promenadenweg bis zum Invalidenfriedhof und weiter zum Humboldthafen mit dem Ausgang zur Spree.
In der Form eine interessante Tour, die ich aber nur bedingt zum Nachahmen empfehlen kann. Bei einer Wiederholung würde ich an der Mäckeritzbrücke die Uferseite wechseln und dort bis zur Überquerung der Seestraße bleiben.
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Infos und Tourbeschreibung:
Diese Tour beginnt an der Bushaltestelle ‘Haveleck’ im nördlichen Haselhorst, hier geht es zunächst durch die neu entstandenen Wohnanlagen zum Ufer der Havel, dem auf dem Promenadenweg gefolgt wird zur Wasserstadtbrücke. Der ehemalige kleine Hafen wird umrundet zur Mündung des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals hin, dann führt der Weg an ihm entlang zum Abzweig des Altarms. Nun wird diesem gefolgt auf seiner kompletten Länge von drei Kilometern meist auf Promenadenwegen, ab der Gartenfelder Brücke dann auf einem schmalen Uferpfad.
Wieder am Hauptkanal geht es weiter dort entlang immer auf dem unscheinbaren Uferpfad, der mit zunehmender Zeit immer schwerer begehbar ist. Kurz nach der Durchquerung(!) des Areals der Bar ‘Berlista Berlin’, spätestens nach der Unterquerung der Autobahnbrücke der A111 muss auf den straßenbegleitenden Fußweg gewechselt werden, entlang des vielbefahrenen Saatwinkler Damms geht es zweieinhalb Kilometer weit bis zum Hafenbecken am Westhafen-Verbindungskanal, dann kurz an der Seestraße entlang und zurück zum Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.
Im folgenden Abschnitt am Nordufer kann wieder meist der alte Treidelpfad direkt am Ufer verwendet werden bis hin zum Nordhafen. Nach Überquerung der Fennstraße geht es um den Hafen herum, die Mündung der Panke wird passiert und der Weg führt durch den Invalidenfriedhof, danach am Bundeswirtschaftsministerium vorbei zur Invalidenstraße. Gleich dahinter ist der Humboldthafen erreicht und nach seiner Umrundung endet die Tour am Berliner Hauptbahnhof.
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