Bereits im März die­ses Jah­res hatte ich ja die Kno­chen­schall-Kopf­hö­rer Open­Run Pro von SHOKZ getes­tet und war sehr posi­tiv über­rascht von dem per­fek­ten Kom­pro­miss aus Audio­qua­li­tät, Tra­ge­kom­fort und gleich­zei­ti­ger Ver­bun­den­heit zur Umge­bung bei die­sem ein­zig­ar­ti­gen, wenn auch leicht gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Kon­zept der Schall­über­tra­gung am Rand des Mainstreambereichs. 

Seit dem Som­mer setzt SHOKZ nun bei dem neuen Modell Open­Fit auch auf eine wei­tere sehr unge­wöhn­li­che Tech­no­lo­gie, die bei Ear­buds bis­her so gut wie gar nicht anzu­tref­fen ist. Dabei wer­den die kabel­lo­sen, mit Bügeln ver­se­he­nen Ohr­hö­rer nicht wie üblich in den Gehör­gang ein­ge­führt und schlie­ßen die­sen her­me­tisch ab, son­dern sie lie­gen offen dar­über und die Schall­wel­len wer­den mit Hilfe einer intel­li­gen­ten Opti­mie­rung (‘Direct Pitch’) über die Luft­lei­tung ins Ohr befördert.

Was das reine Musik­hö­ren betrifft, hatte ich vorab einige sehr eupho­ri­sche Rezen­sio­nen gele­sen und war gespannt. Nach­dem ich diverse vom Stil her unter­schied­li­che und eher kom­plexe Refe­renz­stü­cke mehr­fach inten­siv in ver­schie­de­nen Umge­bun­gen gehört habe, muss ich sagen, dass der Hör­ein­druck mich sehr ver­blüfft hat. Der Sound wirkt luf­tig, aus­ge­wo­gen und dif­fe­ren­ziert, ich hatte teil­weise den Ein­druck, voll­kom­men neue Nuan­cen in mir bes­tens bekann­ten Songs zu ent­de­cken, die ich bereits hun­derte Male vor­her gehört hatte. Der Bass ist erstaun­lich aus­ge­prägt, aber wie bei der Bau­weise zu erwar­ten selbst­ver­ständ­lich nicht das Top-High­light. In jedem Fall ist akus­tisch der Open­Fit dem Open­Run Pro deut­lich über­le­gen, die Anwen­dungs­ge­biete sind sicher­lich aber auch sehr unter­schied­lich, wie bereits schon die Namens­ge­bung suggeriert.

Nun aber der Punkt, um den es mir natür­lich in ers­ter Linie geht: die Nut­zung die­ses Kopf­hö­rers beim Wan­dern. Dazu habe ich in den letz­ten Tagen einige kür­zere und län­gere Tou­ren sowohl im urba­nen Umfeld als auch in der ruhi­gen Natur unter­nom­men und mich wäh­rend­des­sen damit von der Sprach­na­vi­ga­tion von komoot lei­ten las­sen. Das klappte sehr gut, sogar noch etwas bes­ser als bei dem Kno­chen­schall-Kopf­hö­rer Open­Run Pro, da die­ser immer etwa eine halbe Sekunde brauchte, um per Blue­tooth ‘auf­zu­wa­chen’ und daher die Navi­ga­ti­ons­hin­weise am Anfang oft leicht abge­hackt waren.

Beim Open­Fit ist das nicht der Fall, er reagiert sofort und die akus­ti­schen Rich­tungs­an­ga­ben sind bes­tens zu ver­ste­hen. Bezüg­lich des Tra­ge­kom­forts kommt dem Kopf­hö­rer zugute, dass er bom­ben­fest sitzt und den­noch kei­ner­lei Druck aufs Ohr aus­übt oder in irgend­ei­ner Form hin­dern würde. Bei län­ge­ren Gera­de­aus­ab­schnit­ten (ohne Sprach­hin­weise) der Wan­de­run­gen fasste ich mir unwill­kür­lich ab und zu an die Ohren, um zu schauen, ob ich die Ear­buds nicht viel­leicht unter­wegs ver­lo­ren hätte, da ich sie abso­lut nicht spürte …

Hilf­rei­che Sprach­na­vi­ga­tion dezent und direkt am Ohr, ohne auf das Gezwit­scher der Vögel und andere Geräu­sche der Natur ver­zich­ten zu müs­sen — eine schöne Kom­bi­na­tion, wie ich finde.

Auch das Musik­hö­ren unter­wegs ist — zumin­dest in nicht zu lau­ten Umge­bun­gen — eine wirk­lich tolle Erfah­rung, die trotz­dem ande­rer­seits nicht zu 100% das Ambi­ente aus­blen­det und spe­zi­ell im unüber­sicht­li­chen Stadt­ver­kehr Sicher­heit bietet.

Die Box zum Auf­la­den ist — im Gegen­satz zu der des Open­Run Pro — wegen des nicht vor­han­de­nen Nacken­bü­gels sehr kom­pakt, die Akku­lauf­zeit ist unge­wöhn­lich hoch und beträgt laut Her­stel­ler­an­gabe über 24 Stun­den, was ich bestä­ti­gen kann.

Das Kon­zept der Open­Fit hat mich abso­lut über­zeugt, es geht den per­fek­ten Mit­tel­weg aus eher kom­pro­miss­lo­sen Kno­chen­schall-Kopf­hö­rern und kon­ven­tio­nel­len In-Ears. Ver­ständ­li­cher­weise macht hier ein Active-Noise-Can­cel­ling kei­nen Sinn, auch wenn solch eine Tech­no­lo­gie für das Mikro­fon beim Tele­fo­nie­ren ver­wen­det wird. Natür­lich gibt es auch hoch­wer­tige In-Ears mit ‘Trans­pa­rency Mode’, hier muss man aber auf­pas­sen, nicht Äpfel und Bir­nen zu ver­glei­chen. Bei den Open­Fit bleibt nun mal der Gehör­gang nicht nur vir­tu­ell son­dern auch phy­sisch frei, was ein gro­ßer Unter­schied bezüg­lich der irri­ta­ti­ons­freien Natür­lich­keit des Hörens ist.

Meine abso­lute Emp­feh­lung also für die Open­Fit, wenn die situa­tive Umge­bungs­wahr­neh­mung zum Ein­satz­zweck und den per­sön­li­chen Hör­vor­lie­ben und ‑gewohn­hei­ten passt.

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