… erneut eine Bonus­tour heute im Rah­men mei­nes Oder­pro­jekts: die Fes­tung Küs­trin durfte natür­lich nicht feh­len, wenn es um die Oder als Grenz­fluss zwi­schen Deutsch­land und Polen geht. Ent­lang der Warthe fluss­auf­wärts war ich schon zwei­mal gewan­dert, heute soll­ten zusätz­lich zur gut bewan­der­ba­ren Insel zwi­schen Oder und Warthe noch ein paar Expe­ri­mente im Vor­der­grund stehen.

Diese beinhal­te­ten einen kur­zen Abste­cher in den Natio­nal­park Warthe­mün­dung im Süd­os­ten und die Umrun­dung der Küs­trin-Kiet­zer Oder­in­sel. Die Wege der klei­nen Runde in den Auen an der Warthe klapp­ten viel bes­ser als gedacht, da dort — wie in Polen an Gewäs­sern weit ver­brei­tet — ein Laby­rinth von schma­len, viel­ge­nutz­ten Ang­ler­pfa­den exis­tiert. Inwie­fern das Angeln und auch das Befah­ren bis nahe an die Angel­plätze im Ein­klang mit den eigent­lich sehr stren­gen Schutz­re­geln eines Natio­nal­parks sind, kann ich nicht beurteilen.

Bei der Oder­in­sel auf deut­scher Seite war das Durch­kom­men nicht ganz so ein­fach, hier war der auf­ge­ge­bene(?) Natur­lehr­pfad hin­ter dem ehe­ma­li­gen Kaser­nen­ge­lände zwar noch halb­wegs begeh­bar, die Runde direkt am Rand der Insel auf dem alten Natur­deich und anschlie­ßend über Pfade endete dann aber spä­tes­tens am Kiet­zer Vor­flut­ka­nal im Nichts. Irgend­wie konnte ich mich eini­ger­ma­ßen quer­feld­ein und im Gestrüpp durch­schla­gen und den an eini­gen Stel­len tro­cken­ge­fal­le­nen Kanal pro­blem­los zu Fuß über­que­ren, was ich aber in der Form abso­lut nicht zum Nach­ma­chen emp­feh­len kann.

Auf jeden Fall war die Runde über die Insel zur Warthe­mün­dung sehr schön, es erga­ben sich dort tolle Aus­bli­cke von den zahl­rei­chen Buh­nen auf die Oder. Das Mahn­mal der inner­halb kür­zes­ter Zeit im März 1945 am Kriegs­ende kom­plett aus­ra­dier­ten und nicht wie­der auf­ge­bau­ten Alt­stadt inner­halb der Fes­tungs­mau­ern Küs­trins war für mich wie­der sehr bewe­gend. Dazu kommt an der Stelle natür­lich auch die Geschichte des jun­gen Fried­rich II, der in der Fes­tung im 18. Jahr­hun­dert als Mah­nung zum Gehor­sam der Hin­rich­tung sei­nes Freun­des Katte bei­woh­nen musste, bes­tens erzählt auch in Fon­ta­nes ‘Wan­de­run­gen durch die Mark Brandenburg’.

Ins­ge­samt eine inter­es­sante Tour, wobei ich defi­ni­tiv eher den Deich­weg ent­lang der Warthe bis nach Dąbros­zyn in Kom­bi­na­tion mit dem Fes­tungs­be­such und der Runde zur Warthe­mün­dung emp­feh­len würde.

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Infos und Tourbeschreibung:

Diese Tour beginnt am Bahn­hof von Kostrzyn, zunächst geht es über die Stra­ßen ‘Dwor­kowa’ und ‘Aleja Nie­pod­le­głości’, durch den klei­nen Park am Amphi­thea­ter und um den Teich zur Haupt­straße ‘Wła­dysława Sikor­skiego’. Auf der Brü­cke wird die Warthe über­quert, dann führt der Weg unter der Brü­cke hin­durch in Rich­tung Süd­os­ten und in den üppig grü­nen Auen des Natio­nal­parks wird eine kleine Schleife am Ufer der Warthe gedreht. Wie­der zurück an der Brü­cke geht es nun in die ent­ge­gen­ge­setzte Rich­tung, über gut drei Kilo­me­ter auf Feld­we­gen durch die Wie­sen in der Nähe der Warthe bis zu ihrer Mün­dung in die Oder.

Auf dem Rück­weg geht es an der Oder ent­lang, wobei zahl­rei­che Buh­nen­er­kun­dun­gen dank der Ang­ler­pfade mög­lich sind. Am Ende des Abschnitts wird eine Dat­schen­ko­lo­nie durch­quert und der Weg führt um die ehe­ma­li­gen Grenz­ab­fer­ti­gungs­an­la­gen herum zum nörd­li­chen Ein­gang zur Alt­stadt an der Haupt­straße ‘Gra­niczna’. In dem Muse­ums­areal des bis auf die Grund­mau­ern zer­stör­ten ehe­ma­li­gen Stadt­kerns wird eine kleine Runde gedreht, vor­bei an der Kir­che und bis zum Kiet­zer Tor im Süden. Über die Fes­tungs­mau­ern der drei Bas­tio­nen geht es mit Blick auf die Oder zurück und das Areal wird durch das Ber­li­ner Tor verlassen.

Nun wird die Oder auf der Grenz­brü­cke der B1 über­quert und direkt wie­der zum Ufer abge­bo­gen. Dem ehe­ma­li­gen Natur­lehr­pfad wird gefolgt, danach abge­zweigt auf den alten Natur­deich und die­ser — bezie­hungs­weise spä­ter Pfade in den Auen — genutzt bis hin zum Abzweig des Vor­flut­ka­nals (Anmer­kung: der Pfad ver­liert sich mit der Zeit und ist kaum noch erahn­bar!). Hier erfolgt die Que­rung des teil­weise tro­cken­ge­fal­le­nen Kanals (Anmer­kung: es war sehr aben­teu­er­lich, einen Kor­ri­dor zu fin­den, bitte so nicht nach­ma­chen!) und es geht hin­über durch die Wie­sen zum asphal­tier­ten Rad­weg auf dem moder­nen Deich. Die­sem wird gefolgt zur Karl-Marx-Straße und durch Küs­trin-Kietz führt der Weg bis zum gleich­na­mi­gen Bahn­hof, an dem die Tour endet.