… wo soll ich anfangen? Da ich Ende September voraussichtlich an einem Workshop zum Thema Wandern & OpenStreetMap teilnehme, wollte ich mir heute an einem besonderen Beispiel anschauen, wie verlässlich und akkurat inzwischen die Angaben zu Naturschutzgebieten und anderweitigen Arealen mit möglichen gestaffelten Betretungsverboten von der Community und offiziellen Stellen gepflegt werden.
Zur Erinnerung: die komoot-Karten basieren nicht nur prinzipiell auf OpenStreetMap, sondern auch vielfältige Zusatzinformationen fürs Routing und die Planung fließen von dort ein. Dazu gehören natürlich auch Betretungs- und Benutzungsverbote — oder auch deren Aufhebung, sofern sie von Usern entsprechend ‘geflagged’ wurden.
Kürzlich war mir aufgefallen, dass nun ein ‘erlaubter’ Weg vom Ort Petkus aus möglich sein sollte, der die West- und die Osthälfte des ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatzes ‘Heidehof’ durchquert bis hin zum Dorf Werder. Da ich die Gegend landschaftlich sehr spannend finde (nicht wegen des Lost-Place-Aspekts!), war das ein perfektes Versuchsobjekt. Probiert es gerne selbst in der Planung aus, es gibt keine Offgrid-Abschnitte und dies ist die einzig mögliche Route …
Vorab hatte ich mich schon bezüglich des großen Naturschutzgebiets im Detail informiert, Kernbereiche der Zone II sind in jedem Fall tabu und wurden bei der Tour auch nicht tangiert. Zu den Betretungsverboten bezüglich der Kampfmittelgefahr gibt es leider keine Online-Informationen, die guten bzw. bösen Überraschungen lauern immer erst vor Ort.
So leider dann auch hier: zwischen Petkus und der Überquerung der Landstraße Stülpe — Ließen gab es KEINE Hinweisschilder zu Verboten, dort aber dann im Blick zurück am Waldeingang eins mit rotem Punkt (höchstmögliche Gefahrenstufe!). Nach Überquerung der Straße ist auf einigen hundert Metern Breite die Heide uneingeschränkt begehbar, es existiert nur ein ‘Naturpark-Knigge’-Schild. Später gibt es Gefahren-Schilder mit dem Hinweis ‘Keine Haftung’, sie entsprechen nach meiner Interpretation dem ansonsten auch verwendeten gelben Punkt: Betreten nicht verboten, aber nur auf eigene Verantwortung.
Man sieht also mal wieder: es bleibt weiter ambivalent mit den Informationen vor Ort gegenüber denen aus digitalen Quellen … auch in dem Fall werde ich versuchen, mir eine eindeutige Stellungnahme einzuholen, sobald ich herausfinde, wer überhaupt in solchen Fällen Ansprechpartner ist.
Ach so, zur eigentlichen Tour: absolut klasse und beeindruckend war‘s! Vor allem deshalb, weil die beiden durch die Landstraße zerteilten Hälften des NSG Heidehof-Golmberg unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Osten gibt es ein überaus zerklüftetes Geländeprofil mit viel sattgrünem Mischwald und eben auch den sagenumwobenen Gipfel des Golmbergs. Im Westen dagegen ist die wellige Landschaft sehr heideartig und sandig, wenn auch die Besenheide nur inselartig vorkommt und oft dichte, wilde Pionier-Vegetation vorherrscht. Alle Wege — auch die leicht sandigen — waren übrigens bestens und problemlos begehbar.
Kleiner Haken gegen Ende ist der längere alternativlose aber sehr wenig befahrene Landstraßenabschnitt zwischen Werder und Jüterbog. Hier wäre es vielleicht ratsamer gewesen, von Werder aus an der Nuthe entlang zum Kloster Zinna zu wandern und von dort mit dem Bus nach Jüterbog oder Luckenwalde zu fahren. Aber auch die kleine Stadtrunde in Jüterbog zum Tourabschluss machte wieder mal viel Spaß.
Insgesamt darf ich natürlich OFFIZIELL KEINE EMPFEHLUNG für das Bewandern der Strecke in der hier gezeigten Form geben, was klar sein sollte!
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Infos und Tourbeschreibung:
Diese Tour startet an der Bushaltestelle ‘Hauptstraße’ am nördlichen Ausgang von Petkus, am Forsthaus vorbei geht es auf einer Obstbaumalle zum Waldrand. Nun wird eine Weile dem schönen Forstweg nach Nordwesten gefolgt, in einer kleinen Talsenke wird abgezweigt und naturnah ein Buchenbestand durchquert. Über eine Kuppe wird ein parallel verlaufender Forstweg erreicht, kurze Zeit später geht es in einem Abstecher bergauf zum höchsten Punkt am Gipfelkreuz des Golmbergs.
Anschließend wird dem alten alleenartigen Betonplattenweg gefolgt, der nach einem Kilometer auf die Landstraße zwischen Stülpe und Ließen trifft. In einem kleinen Bogen wird an der Schranke der westliche Teil der Heide betreten, nun geht es zehn(!) Kilometer weit geradeaus auf der Piste, wobei sich die umgebende wellige Wildnis-Landschaft immer wieder leicht verändert präsentiert.
Weithin ist bereits der gigantische Windpark am westlichen Ende bereits zu sehen, auf den letzten drei Kilometern führt der Weg teils auf alten Betonplatten mitten hindurch. Ein sattgrüner Mischwaldabschnitt wir durchquert zum hübschen Dorf Werder hin, das auf kompletter Länge durchquert wird. Danach wird der ruhigen Landstraße auf dem begleitenden Fläming-Skate-Radweg gefolgt, ab der Bürgermühle muss leider direkt die Straße genutzt werden bis zum Ortseingang von Jüterbog.
Hier wird gleich abgezweigt an der Datschenanlage entlang zum Bachlauf der Nuthe, dem durch die Wiesen gefolgt wird auf dem Spitzbubenweg bis zum Neumarkt. Auf der Großen Straße geht es an der Nikolaikirche vorbei zum Rathaus, dann über den Wursthof, die Lessingstraße und den Wilhelm-Kempff-Weg zur ‘Wasche’. An dem wunderschönen von Bäumen flankierten Wassergraben entlang führt der Promenadenweg eineinhalb Kilometer weit bis zur Beethovenstraße und nach Überquerung der Straße ‘Weinberge’ ist das Ziel am Bahnhof Jüterbog erreicht.
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