… weniger als ‘4 Blocks’ auseinander sind bei dieser Tour oft die Gegenden zur Schau gestellten Reichtums und bitterer Armut, ich war in der Kombination der Kiezfragmente mal wieder sehr erstaunt und auch ein wenig erschrocken darüber. Außerdem interessant der Kontrast zwischen den wenigen quirligen, überlaufenen touristischen Hotspots und zwischendrin die oft absolute Stille in abgelegene Wohngebieten mitten in der Großstadt. Durch Mitte, Kreuzberg, Schöneberg und Tiergarten führte mich heute am Nachmittag und frühen Abend die Tour auf der Suche nach dem nackten Sichtbeton. Wer sich übrigens fragt, welche Quellen ich zur Recherche genutzt habe: es sind mehrere, einige eher unseriöse Einträge in den Listen wie die aus der Zeit vor/aus dem Zweiten Weltkrieg habe ich ignoriert. Spaßvögel hatten sogar die Berliner Mauer als ultimatives Brutalismus-Bauwerk vermerkt …
Folgende Bauten und Ensembles waren bei dieser Tour enthalten:
Spitteleck
Tschechische Botschaft
Jerusalemkirche, Lindenstraße
Stelen am Jüdischen Museum
ehem. Kirche St. Agnes, Alexandrinenstraße
Klinikum Am Urban
Carl-von-Ossietzky-Schule, Blücherstraße
Familienzentrum, Mehringdamm
Paul-Gerhardt-Kirche, Schöneberger Hauptstraße
Kirche St. Norbert Dominicusstraße
Schöneberger Terrassen, Dominicusstraße
Pallasseum
Wohn- & Parkhaus Kirchbachstraße
Kunstgewerbemuseum
Akademie der Künste
Die Carl-von-Ossietzky-Schule wollte ich wegen des laufenden Schulbetriebs nicht fotografieren, die ‘Schöneberger Terrassen’ sind leider seit einiger Zeit gegen unbefugten Zutritt gut gesichert, weshalb es nur ein paar Eindrücke aus der Entfernung gibt.
Bis zum Park am Gleisdreieck und dem Tiergarten am Ende der Tour gab es auf dieser Strecke immer mal wieder kurze Grünflächen, begrünte Plätze und die Promenaden am Landwehrkanal. Die Tour ließe sich natürlich wesentlich ‘grüner’ mit mehr Parks anlegen, sie wäre dann aber auch deutlich länger. Der ‘Flow’ gefiel mir trotzdem ganz gut und das Schöne bei der sehr urbanen Tour bei den hohen Temperaturen ist natürlich: man bekommt fast an jeder Ecke eiskalte Getränke zu fairen Preisen in kleinen Läden zu kaufen.
Das waren sie nun, meine drei Brutalismus-Touren. Einige sehenswerte Listeneinträge bleiben leider offen, da sie über das Stadtgebiet verteilt sind oder aus meiner Sicht nicht direkt der Architekturausprägung des Brutalismus entsprechen.
Auf jeden Fall muss ich sagen, dass das ein spannendes kleines urbanes Wanderprojekt war und hoffentlich auch einmal bei Entscheidern den Groschen fallen lässt, dass interessante Wanderungen mit verblüffenden Details nicht immer nur in der idyllischen Natur weit abseits von Städten stattfinden müssen.
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Infos und Tourbeschreibung:
Diese Tour beginnt am U‑Bahnhof Spittelmarkt, direkt nach dessen Verlassen über den südlichen Ausgang ergibt sich der Blick auf das brutalistische Spitteleck mit der ikonischen, weithin sichtbaren Softdrink-Reklame auf dem Dach. Der Leipziger Straße wird gefolgt bis zum Jugendpark, dann geht es über die Charlottenstraße, die Kronenstraße, die Friedrichstraße und die Mohrenstraße zum Zietenplatz mit dem vielleicht futuristischsten DDR-Gebäude in Form der tschechischen Botschaft.
Der Wilhelmstraße wird gefolgt zur Zimmerstraße, weiter geht es am Checkpoint Charlie vorbei, über die Markgrafenstraße wird abgebogen in südlicher Richtung und an der Einmündung zur Lindenstraße befindet sich mit der Jerusalemkirche das nächste brutalistische Gebäude. In der Lindenstraße wird hinter dem Jüdischen Museum abgezweigt an der Stelen-Installation vorbei zur Franz-Künstler-Straße, hier führt der Weg durch die Siedlung zur Galerie in der ehemaligen St.-Agnes-Kirche. Über die Alexandrinenstraße geht es hinab zum Landwehrkanal, dort der Promenade folgend zur Baerwaldbrücke und am Urbanhafen entlang zum Portal des Klinikums am Urban. Durch das Areal des Krankenhauses geht es zur Urbanstraße, danach über die Fontanepromenade zum Südstern und um das Gelände der Carl-von-Ossietzky-Schule herum durch die Blücherstraße und die Baerwaldstraße zum Marheinekeplatz.
Der Bergmannstraße, dann der parallel verlaufenden Arndtstraße folgend führt der Weg zum Chamissoplatz und bergauf über die Willibald-Alexis-Straße zum Wasserturm, anschließend über die Fidicinstraße direkt auf das Familienzentrum am Mehringdamm zu. Der Platz der Luftbrücke wird passiert und dem Tempelhofer Damm gefolgt, danach geht es über den Bayernring und den Badener Ring quer durch Neu-Tempelhof, bevor über den Alfred-Lion-Steg die Bahntrassen zur Schöneberger Roten Insel hin überquert werden. Dort führt der Weg über die Leuthener Straße zum Cheruskerpark am Gasometer und hinab zur Dominicusstraße.
Hier wird das Areal der ‘Schöneberger Terrassen’ umrundet, in der Feurigstraße geht es durch den kleinen Grünzug zur Hauptstraße und dort sowie gleich um die Ecke befinden sich gleich zwei Paradeexemplare von Kirchen im brutalistischen Stil: die Paul-Gerhardt-Kirche und die St.-Norbert-Kirche. Der Dominicusstraße wird weiter gefolgt bis zum Rathaus Schöneberg, es schließt sich fast die komplette Belziger Straße an, wiederum durch einen kleinen Grünzug führt der Weg hinüber zur Gleditschstraße und auf dieser geht es zur Pallasstraße. Hier wird das monumentale, straßen- und hochbunkerüberspannende Wohnhaus unterquert, der Potsdamer Straße wird kurz gefolgt, bevor es in der Alvenslebenstraße an dem interessanten Zwitterkonstrukt aus Wohnblock und Parkhaus vorbei geht.
Der Bülowstraße wird gefolgt zum Bülowbogen und dort der Gleisdreieckpark betreten, dieser wird bis hin zum Landwehrkanal durchquert, es schließt sich der schmale Park am Karlsbad an. An der Neuen Nationalgalerie wird der Kanal überquert, der Weg führt am Scharounplatz zum Kunstgewerbemuseum, um dieses herum und in den Großen Tiergarten hinein. Nun geht es auf dem Promenadenweg im Park über die Luiseninsel und immer dem Gewässer folgend bis zur Straße des 17. Juni, nach deren Überquerung im Park hinüber zum Spreeweg und weiter zum Englischen Garten. Hier wird gleich nebenan mit der Akademie der Künste das letzte brutalistische Gebäude der Wanderung besucht, über die Hanseatenstraße und die Bartningallee wird das Ziel der Tour am S‑Bahnhof Bellevue erreicht.
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