… Auftakt zum Oder-Projekt bei mir heute, zunächst mal als ’sanfter Einstieg’ unter 20 Kilometer Länge von Coschen nach Neuzelle bei sehr fahlem Licht. Dabei verlief tatsächlich knapp die Hälfte der Tour noch entlang der Neiße auf dem Weg zu ihrer Mündung in die Oder bei Ratzdorf. Erst ab dort ist die Oder der Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen.
Die Strecke war ich vor einigen Jahren schon einmal gewandert und konnte mich so eher auf Details konzentrieren. Interessant war es für mich, die Landschaft entlang der Neiße nun von der anderen Seite aus zu betrachten, nachdem ich vor zwei Tagen exakt dort auf polnischer Seite gewandert war. An das Ufer der Neiße kam ich fast immer sehr gut heran, der Fluss ist hier kurz vor seiner Mündung noch einmal erstaunlich naturbelassen und seine Strömung enorm.
Auch die sehr viel breitere Oder bietet in ihren ausgedehnten Auen auf deutscher Seite ein sehr ‘wildes’ Bild mit vielen Tümpeln, Totholz, überschwemmten Arealen und Bauminseln dazwischen. Nur an den eigentlichen Flusslauf kommt man vom Deich aus nur selten heran. Auch die Wegbeschaffenheit hätte unterschiedlicher kaum sein können: entlang der Neiße nutzte ich den alten schmalen Asphaltstreifen des Radwegs und teilweise sogar einen naturbelassenen Deichabschnitt, entlang der Oder gibt es eine moderne breite ‘Fahrradautobahn’ auf dem hohen Deich, die allerdings auch guten Rundumblick in die Landschaft bietet.
Zu Neuzelle muss man denke ich nicht viel erzählen: die barocke Klosterkirche dort ist sicherlich die mit weitem Abstand schönste und beeindruckendste in Brandenburg und wirkt auf mich immer wieder wie eine Fata Morgana in der dünn besiedelten Gegend. Natürlich ging es zum Abschluss auch wieder in den Laden der Klosterbrauerei, um ein paar Kostproben aus dem vielfältigen Angebot mitzunehmen …
Mein Fazit: seltsamerweise eine Strecke, die mir beim wiederholten Abwandern deutlich besser gefiel als beim ersten Mal. Der lange Geradeausabschnitt zwischen Ratzdorf und Neuzelle ist sicherlich ein guter Test für Kandidaten, die überlegen, ebenfalls die Oder abzuwandern. Streckenteile dieser Kategorie werden noch einige folgen weiter in Richtung Norden.
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Infos und Tourbeschreibung:
Diese Etappe startet am Bahnhof in Coschen, zunächst geht es über die Hauptstraße zur Brücke ‘Neißewelle’, dann wird abgezweigt auf den schmalen asphaltierten Radweg auf der Deichkrone. Gut fünf Kilometer weit wird der Weg genutzt meist nahe am Flusslauf, es schließt sich ein schöner, eineinhalb Kilometer langer naturbelassener Abschnitt auf dem Deich an bis zum Ort Ratzdorf. Hier hat man die Wahl, entweder den ASP-Zaun und damit den Ort komplett durch die Auen zu umgehen, um an die Neißemündung zu gelangen, oder aber am Pegelhaus das Gatter zu nutzen und ein Stück zurück zur Odereinmündung zu gehen, um einen Blick darauf zu werfen.
Folgen sollte man auf jeden Fall ab dort dem naturbelassenen Weg ein Stück an der Oder entlang, und dann erst auf den Deich zurückkehren. Dieser wird zur breit ausgebauten ‘Fahrradautobahn’ und hat lange Geradeausabschnitte, die andererseits aber vom hohen Deich aus gute Ausblicke in die in diesem Bereich mit zahlreichen Wasserflächen durchsetzten Oderauen bieten. Auf Höhe von Wellmitz ergibt sich ein lohnender Ausblick vom vorgelagerten Naturdeich, danach geht es noch einmal zweieinhalb Kilometer weit auf dem Radweg bis zum Abzweig in Richtung Neuzelle.
Der schmalen Asphaltstraße des Waschhauswegs wird gefolgt über die Felder und an Entwässerungsgräben entlang, nach Überquerung des Bahnübergangs wird in der Kirchstraße in den Klostergarten abgezweigt und an der Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz vorbei führt der Weg hinauf zur beeindruckenden Klosterkirche. Am Klosterteich entlang geht es zur Bahnhofstraße, dieser wird abschließend gefolgt bis zum am nördlichen Ende des Ortes liegenden Bahnhofs Neuzelle, an dem die Etappe endet.
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