… heute nun bin ich nach Über­nach­tung in Lugau direkt von dort aus nach Lauch­ham­mer gewan­dert. Schon wie­der Lauch­ham­mer? Irgend­wie fas­zi­niert mich diese ‘Wiege des deut­schen Braun­koh­le­ab­baus’ beson­ders, hier ist schon seit vie­len Jahr­zehn­ten der aktive Tage­bau abge­zo­gen und es gibt einige der ältes­ten Rena­tu­rie­rungs­maß­na­men. Da es auch immer wie­der Fol­ge­schä­den und Insta­bi­li­tä­ten gibt, weil Sied­lun­gen teil­weise auf Kip­pen gebaut wur­den und das Grund­was­ser unauf­halt­sam steigt, gibt es sogar inner­halb des Stadt­ge­biets Sperr­zo­nen, die offi­zi­ell nicht betre­ten wer­den soll­ten. Man stelle sich vor, dass es wegen der Erschüt­te­run­gen in eini­gen Gegen­den ver­bo­ten ist, Wasch­ma­schi­nen auf dem Kel­ler­fun­da­ment zu betrei­ben wegen mög­li­cher Reso­nan­zen im Untergrund …

Umso schwie­ri­ger ist es natür­lich, Wan­der­stre­cken zu kon­zi­pie­ren, die nicht mit den Sperr­ge­bie­ten der Sanie­rungs­ge­sell­schaft LMBV kol­li­die­ren. War mir das schon bei mei­ner letz­ten Tour von der F60-Muse­ums­för­der­brü­cke aus star­tend nicht durch­ge­hend gelun­gen, so musste ich auch heute erken­nen, dass trotz akri­bi­scher Pla­nung und Aus­ein­an­der­set­zung mit dem zur Ver­fü­gung gestell­ten Kar­ten­ma­te­rial mal wie­der die Beschil­de­rung vor Ort ‘eine andere Spra­che sprach’. Ver­rück­ter­weise besag­ten die sehr neuen ‘Naturentwicklungsgebiet’-Schilder inner­halb(!) der Sperr­zone, dass dort nur ein Wege­ge­bot gilt, kein Ver­bot. So viel zu den The­men Koor­di­na­tion und Kom­mu­ni­ka­tion der zustän­di­gen Betrei­ber und Gre­mien untereinander …

Daher auch dies­mal defi­ni­tiv KEINE Nach­wan­der­emp­feh­lung für die doku­men­tierte Form der Strecke!

Das bringt mich gleich zur Über­lei­tung zur Serie ‘Lauch­ham­mer — Tod in der Lau­sitz’, die in der ARD-Media­thek ver­füg­bar ist und auch im Sep­tem­ber im ‘linea­ren Fern­se­hen’ aus­ge­strahlt wird. Auch dort schien mir an Orten gedreht wor­den zu sein, die eigent­lich wegen der Gefah­ren­lage nicht öffent­lich zugäng­lich sind. Mir gefiel die Serie ganz gut, auch wenn sehr viele Kli­schees bedient wer­den und für mei­nen Geschmack das poli­ti­sie­rende Thema des Braun­koh­le­aus­stiegs zu domi­nant und ein­di­men­sio­nal im Plot ver­floch­ten wurde. Da es sich um eine MDR-Pro­duk­tion han­delt, wurde — lei­der — viel in Sach­sen gedreht, so zum Bei­spiel in der Umge­bung von Baut­zen, Kamenz, Hoyers­werda, Lauta und Schwarzkollm.

Motive aus dem in Tei­len recht hüb­schen Lauch­ham­mer sind kaum zu iden­ti­fi­zie­ren, dafür taucht immer wie­der die F60-För­der­brü­cke viele Kilo­me­ter nörd­lich am Berg­hei­der See in Sequen­zen auf, die akti­ven Abbau­sze­nen stam­men aus dem Tage­bau Wel­zow viel wei­ter süd­öst­lich. Inso­fern war meine heu­tige Tour auch wie im Titel zu lesen eher ‘auf atmo­sphä­ri­schen Spu­ren’ der Serie und ent­hält die ein­zig­ar­ti­gen monu­men­ta­len Bio­türme, die als vor­ran­gi­ges Wahr­zei­chen von Lauch­ham­mer aus wel­chem Grund auch immer gar nicht in der Serie auftauchen.

Zur Wan­de­rung selbst: der Rhyth­mus gefiel mir gut durch die Abwechs­lung und die beide Dör­fer im ers­ten Teil, der große (über­wie­gend wie sich her­aus­stellte nicht erlaubte!) Bogen zur Fol­ge­land­schaft Grün­haus war teil­weise spek­ta­ku­lär mit Blick auf die Ero­si­ons­flä­chen, in Erin­ne­rung behal­ten werde ich aber die dor­ti­gen klei­nen ‘Baum­in­seln’ mit vie­len alten Eichen und Buchen, die dem Abbau nicht zum Opfer fie­len, sowie die bei­den blut­ro­ten Bäche, denen ich begegnete.

——————-

Infos und Tourbeschreibung:

Diese Tour beginnt an der ‘Tou­ris­ten­sta­tion’ in Lugau, nach Über­que­rung der Land­straße geht es über die Straße ‘Am Wald­rand’ gleich hin­ein in den Wald und auf dem san­di­gen Weg an einem hei­de­ar­ti­gen Strei­fen ent­lang über gut zwei Kilo­me­ter bis nach Eich­holz. Das Dorf wird in süd­li­cher Rich­tung durch­quert, der Weg führt über die Fel­der und am Wald­rand ent­lang zum Rad­weg an der Schacke, kurz danach wird abge­zweigt und ein aus­ge­dehn­tes Fisch­teich­ge­biet auf Wie­sen­we­gen durch­quert. Es folgt ein län­ge­rer Kie­fern­wald­ab­schnitt bis nach Sorno, wobei der Ort am Rand über die Mühl­berg­straße umgan­gen wird.

Nach einem kur­zen Land­stra­ßen­ab­schnitt geht es über einen Schot­ter­weg hin­ein in den Wald der Berg­bau­fol­ge­land­schaft Grün­haus und dort natur­be­las­se­ner zum aus­ge­trock­ne­ten Staupit­zer Wald­gra­ben, nach des­sen zwei­ma­li­ger Über­que­rung wei­ter zum öst­li­chen Teil des Grün­hau­ser Sees. Einer alte Kies­piste zwi­schen Tan­nen wird gefolgt nahe am Ufer bis zum Ende des Sees, über eine Kuppe führt der Weg hin­über zum Klein­lei­pi­scher See, auf den man vom Hang aus einen tol­len Blick hat. Über eine alte Asphalt­straße (Sperr­ge­biet, im Aus­maß der Flä­che lei­der unklar!) geht es im Wald zur Land­straße und über diese hin­weg auf Kies zum Info­punkt ‘Tage­bau Grü­ne­walde’ auf einer Anhöhe.

Am Orts­ein­gang von Grü­ne­walde wird dem Lauf des blut­ro­ten Bachs zum Kolo­nie­see gefolgt, der Ort wird anschlie­ßend auf Neben­stra­ßen und Schleich­we­gen durch­quert zur Fischer­hütte am Sport­platz. Nun wird dem schö­nen Wald­weg am Stand­ort der alten Welk­mühle gefolgt zurück zur Haupt­straße, wei­ter geht es ein Stück auf dem Rad­weg in den Wald hin­ein. Der fol­gende Abschnitt in Rich­tung Lauch­ham­mer West ist lei­der etwas zuge­wach­sen: zunächst geht es am Rande einer Halde ent­lang, spä­ter über eine breite Schneise zum gut begeh­ba­ren Teil des ursprüng­li­chen Wie­sen­wegs zurück und auf die­sem zur Grundhofstraße.

Zwi­schen alten Indus­trie­rui­nen hin­durch wird der Straße gefolgt zu den Bio­tür­men, anschlie­ßend geht es über einen Feld- und Wie­sen­weg (teil­weise Sperr­ge­biet-Flä­che!) zur Bock­wit­zer Straße und hin­über zum Neu­teich. Das schöne Angel­ge­wäs­ser wird auf einem schma­len Pfad zur Hälfte umrun­det, dann führt der Weg um das Strand­bad herum und abschlie­ßend über den Strand­bad­weg und den Kut­te­weg zum Bahn­hof Lauch­ham­mer, an dem die Tour endet.