Als regelmäßiger Zuschauer der WDR-Talkshow ‘Kölner Treff’ hatte ich dort kürzlich gespannt dem Bericht von Frau Salentin zu ihrer Langstreckenwanderung auf dem ‘EB’ gelauscht, den sie Mitte 2019 auf den gesamten etwa 2700 Kilometern zwischen Eisenach und Budapest absolviert hat. Die Strecke wurde 1983 als ‘Internationaler Bergwanderweg der Freundschaft’ zwischen den sozialistischen Bruderländern ins Leben gerufen und ist heute eher in Vergessenheit geraten. Etwa 700 Kilometer der Strecke führen dabei auch in Deutschland durch Thüringen und Sachsen bis hin zur tschechischen Grenze.
Im Anschluss an die Wanderung hat Rebecca Maria Salentin sie in einem Buch dokumentiert, das im Juni 2021 erschienen ist.
Dabei merkt man der Autorin an, dass sie bereits vorher Romane geschrieben hat, da viel mehr dabei herausgekommen ist als nur ein profaner, eindimensionaler Wanderbericht. Ausgangspunkt war wie so oft bei Langstreckenwanderern auf ihrer ersten Tour eine Zäsur im Leben, in diesem Fall ist es aber so, dass Frau Salentin sich vorab gemäß dem ursprünglichen Motto des Weges bereits mit Leuten aus ihrem Freundeskreis zu einzelnen Etappen verabredete und diese teils sehr weit dafür anreisen mussten, was mich sehr beeindruckt hat.
Die Erzählung lebt gerade von den Begegnungen und Bekanntschaften entlang des Strecke (‘Make friends, not kilometers!’), die Etappen und ihre landschaftliche Umgebung sind teils sehr plastisch beschrieben und die Historie der Orte entlang des Weges kommt nicht zu kurz. Andererseits macht die Autorin kein Geheimnis daraus, dass sie bei dieser Tour bis zum Schluss häufig an ihre Grenzen geraten ist aus den unterschiedlichsten Gründen. Meist sind diese Situationen sehr selbstironisch und augenzwinkernd beschrieben, auch wenn es auf einigen Streckenabschnitten durch wilde Tiere und vor allem durch Gewitter sehr brenzlig hätte werden können.
Mich hat besonders der Spagat zwischen dem unbedingten Willen, dem Zweckoptimismus und der anfänglichen Naivität — das Absolvieren des ersten Teils der Strecke erfolgte ohne digitale Navigation — sehr beeindruckt. Äußerst ungewöhnlich und progressiv sicher auch die Entscheidung, per Voting in der eigens dafür angelegten WhatsApp-Gruppe über die Wahl des Nachtquartiers, der Reisebegleitung etc. quasi in Echtzeit abstimmen zu lassen.
Durch die vielen Flashbacks zur eigenen Biografie und zu verschiedenen prägenden Etappen ihres Lebens war ich beim Lesen oft an das legendäre ‘Wild’ von Cheryl Strayed erinnert, weshalb ich ‘Klub Drushba’ ebenso begeistert innerhalb weniger Tage durchgelesen habe und daher das Buch wärmstens empfehlen kann.
Hier der Link zum Buch beim Verlag Voland & Quist:
https://www.voland-quist.de/wppb_works/klub-drushba/
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