… heute eine aus­gie­bige Runde in und um die Ver­bo­tene Stadt, womit ich als Schalke-Fan aus­nahms­weise mal nicht Lüden­scheid-Nord meine son­dern Wald­stadt (ehem. Zeh­rens­dorf), das zur Stadt Zos­sen in Tel­tow-Flä­ming gehört. 

Zeit­weise leb­ten geschätzt bis zu 75.000 Rus­sen (Sol­da­ten inklu­sive Fami­lien) in ‘Klein Mos­kau’, die aut­arke Stadt mit­ten im Wald war für die meis­ten DDR-Bür­ger tabu. Die mili­tä­ri­sche Geschichte des Are­als geht aller­dings sehr viel wei­ter zurück, bis vor dem Ers­ten Welt­krieg. Im Zwei­ten Welt­krieg befand sich hier in den gigan­ti­schen Bun­kern das Ober­kom­mando des Heeres.

Heute, 25 Jahre nach dem Abzug der rus­si­schen Streit­kräfte, prä­sen­tiert die ‘Bun­ker- und Bücher­stadt’ eine Mischung aus Kul­tur und His­to­rie und lockt viele neue Bewoh­ner und Tou­ris­ten an. 

Bei mei­ner Rund­tour war ich beein­druckt und bedrückt zugleich: die ehe­ma­lige Anlage ist gigan­tisch, dabei habe ich nur die ober­ir­di­schen Bau­werke gese­hen. Trotz­dem schwer zu fas­sen, dass viele Men­schen sich dort neu ansie­deln, wo viele Areale immer noch mit Sta­chel­draht abge­sperrt sind und es wohl viele Gene­ra­tio­nen lang blei­ben wer­den. Alle paar Meter war­nen Schil­der davor, die mar­kier­ten Wege auf­grund der Muni­ti­ons­be­las­tung zu ver­las­sen. Rui­nen und ver­fal­lene Gebäude prä­gen spe­zi­ell im süd­li­chen Teil das Bild. 

Sehens­wert ist diese wohl ein­zig­ar­tige Mischung in jedem Fall, die Spitz­bun­ker über den nörd­li­chen Ort ver­teilt wir­ken abso­lut sur­real. Sehr inter­es­sant auch der Ehren­fried­hof Zeh­rens­dorf mit den Grä­bern indi­scher(!) Kriegs­ge­fan­ge­ner aus der Zeit des Ers­ten Weltkriegs.

Eine Anmer­kung: Alle Wege mei­ner Tour sind aus­rei­chend gut und legal begeh­bar, sie füh­ren aller­dings oft durch Gebiete, deren Betre­ten nur auf eigene Gefahr erfolgt.

—————

Infos und Tourbeschreibung:

Dies ist eine Rund­tour, die am Bahn­hof Wüns­dorf-Wald­stadt beginnt und endet. Zunächst geht es nach Über­que­rung der Gleise auf der Straße ‘Am Eis­ku­ten­berg’ zur Chaus­see­straße, wei­ter auf der Wald­schneise und durch einen klei­nen Wald zur Bran­den­bur­gi­schen Straße. Nach Über­que­rung der Cott­bu­ser Straße führt der Weg über die Straße ‘Am Baru­ther Tor’ zum Platz mit ehe­ma­li­gen Kaser­nen, die nun admi­nis­tra­tive Stel­len beher­ber­gen. Nach einem Abste­cher zum sehens­wer­ten Was­ser­turm geht es durch den Wald um das Areal herum zum Kosche­woi-Ring, der als Teer­piste öst­lich um das kom­plette Gelände von Wald­stadt herumführt.

Der Straße wird eine ganze Weile gefolgt, dann führt der Weg auf einem schma­len Pfad durch den Wald fast par­al­lel zur Wüns­dor­fer Straße durch den Wald, anschlie­ßend wird die Straße gekreuzt und bald danach ist der Ehren­fried­hof Zeh­rens­dorf mit den Grä­bern indi­scher(!) Kriegs­ge­fan­ge­ner erreicht. Hier geht es wei­ter auf einem lan­gen Wald­ab­schnitt, der sich teils hei­de­ar­tig und san­dig prä­sen­tiert, bis wie­der auf die Teer­piste des Kosche­woi-Rings getrof­fen wird. Dort wer­den nun die gro­ßen unter­ir­di­schen Bun­ker­areale umrun­det, unter­bro­chen durch den Abste­cher zu einer etwas erhöht lie­gen­den Aus­sichts­platt­form im Wald.

Am süd­li­chen Ende von Wald­stadt geht es an ein­zel­nen Sied­lungs­häu­sern und danach an ver­fal­le­nen Kaser­nen vor­bei, anschlie­ßend wird auf den ers­ten Spitz­bun­ker getrof­fen. Berg­auf führt der Weg an den Offi­ziers­häu­sern und wei­te­ren Spitz­bun­kern vor­bei in den Kern der ‘Bücher­stadt’, auf der Zeh­rens­dor­fer Straße wird der nörd­li­che Teil der Wald­stadt anschlie­ßend ver­las­sen. An einer gro­ßen Solar­ener­gie­an­lage vor­bei, dann wie­der durch den Wald wird der Straße gefolgt, danach wie­der auf dem Kosche­woi-Ring zur Klär­an­lage und an dem rie­si­gen ver­fal­len­den Pan­zer-Instand­set­zungs­werk vor­bei zur gro­ßen Gebäu­de­an­samm­lung der Schule für Heeresmotorisierung.

Nun wird der Haupt­al­lee gefolgt am beson­ders schö­nen Haus der Offi­ziere vor­bei, des­sen Front man nur ein­se­hen kann, wenn man durch ein klei­nes Wäld­chen dem umge­ben­den Zaun folgt. Nach Pas­sie­ren der Lehr­klas­sen­ge­bäude der Pan­zer­trup­pen­schule wird am Ende der Haupt­al­lee die Cott­bu­ser Straße erneut gekreuzt und über die Straße ‘Am Eis­ku­ten­berg’ ist abschlie­ßend wie­der der Aus­gangs­punkt am Bahn­hof erreicht.